Punta Arenas, Chile – Melbourne, Australien

Giro Tasmania… in den warmen Farben des Herbstes

Die letzten Tage auf dem südamerikanischen Kontinent sind außer den Reisevorbereitungen (Radkartons besorgen, Räder und Taschen intensiv reinigen, Räder verpacken) geprägt vom nervenaufreibenden Warten auf die Genehmigung unserer Visa-Anträge.

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Hatten wir doch den Fehler gemacht, erst Flüge zu buchen und anschließend die Anträge auf ein sechsmonatiges Visum für den Australien-Aufenthalt zu stellen. Kurz vor unserer Ankunft in Punta Arenas lesen wir in unserem Posteingang, dass wir zu unseren Anträgen doch bitte noch folgende Unterlagen einreichen mögen: Nachweis über die finanziellen Verhältnisse, ausführliche Darstellung der Gründe für die Reise sowie eine umfangreiche medizinische Überprüfung einschließlich eines Brustkorb-Röntgenbildes durchgeführt von einer ausgewählten medizinischen Einrichtung (die für uns nächst gelegene Klinik befindet sich in Santiago de Chile!). Wir stellen daraufhin einen Antrag auf ein dreimonatiges eVisitor-Visum, damit unsere Flüge nicht verfallen, denn ohne ein gültigesVisum ist eine Einreise in Australien unmöglich. Ein eVisitor-Visum wird in der Regel innerhalb von 24h ausgestellt. Doch nicht so bei uns – drei endlos lange Tage lang warten wir auf Antwort… bis wir vier Tage vor dem Abflug endlich die Einreisegenehmigung für drei Monate virtuell in unseren Händen halten. Diese Tatsache und den Abschied von Südamerika feiern wir mit einem Fisch-Abendessen im kleinen, ursprünglichen Restaurant CARIOCA von Punta Arenas in der Nähe des Plaza Muñoz Gamero. Zum Nachtisch gibt es Bier für Mirko und Torta Mezcla mit Chocolate caliente für mich. Ein Fest für Körper und Seele!

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„Abschiedsszenario“ an unserem letzten Abend in Südamerika: Zum Nachtisch gibt es Bier für Mirko und Torta Mezcla mit Chocolate calientefür mich. Ein Fest für Körper und Seele!

Am Morgen des 04. April 2017 beginnen wir unsere Reise auf den nächsten Kontinent. Ihr erinnert Euch sicher an unser Flugabenteuer von Lissabon nach New York im Juni 2015 . Wenn Ihr auch wie wir dachtet, es kann nicht noch schlimmer kommen, habe ich hier eine hübsche neue Flugeskapade für Euch: Insgesamt 36h Reisezeit von Punta Arenas über Puerto Montt, Santiago de Chile (Chile) und Auckland (NZ) nach Melbourne (Australien) liegen vor uns. Beim Check-in in Punta Arenas kann uns die Dame am LATAM-Schalter nur Bord-Pässe für die ersten drei Flüge bis Auckland ausstellen, da der vierte Flug nach Melbourne von QUANTAS durchgeführt wird. Wir sollen doch bitte in Santiago de Chile zum QUANTAS-Schalter gehen, dort bekämen wir unsere Boarding-Pässe. Gerne doch, schließlich wollen die acht Stunden Zwischenstopp in Santiago de Chile sinnvoll genutzt werden. Hier angekommen laufen wir von Pontius (QUANTAS-Schalter, geschlossen) zu Pilatus (LATAM-Ticketverkauf und -Check-in-Schalter) mit dem Ergebnis, dass niemand Zugriff auf unsere Boarding-Pässe hat und wir doch bitte in Auckland um deren Ausstellung bitten sollen. In Auckland morgens um fünf Uhr – inzwischen haben wir wohlschmeckend verköstigt und recht bequem schlummernd die Datumsgrenze überflogen – ist allerdings auch kein Service-Schalter besetzt. Also warten wir, bis wir an der Infotafel sehen können, von welchem Gate wir abfliegen und konfrontieren die Mitarbeiterin dort mit unserem Ansinnen. Doch leider hat sie weder unsere Namen noch unsere Buchungsnummer auf ihrer Passagierliste. Zum Glück kann sie anhand unsere Gepäckscheine (die wir noch in einer weitaus unangenehmeren Sache dringend benötigen werden) sehen, dass zumindest unser Gepäck bis Melbourne gebucht ist. Wir werden zu den Kolleg*innen von LATAM geschickt, die wiederum uns sowohl auf der Passagierliste ausmachen als uns auch mit einer Ticketnummer versehen können. Zurück an unserem Gate halten wir pünktlich zum Aufruf des Fluges unsere Boarding-Pässe in der Hand. Nun muss ich nur noch mal pullern… 😀

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Adios Santiago, Adios Anden, Adios Chile!

Die Freude ist riesengroß, als wir bei der Landung in Melbourne aus dem Fenster sehen und unsere beiden Radkartons inmitten des Gepäcks erspähen. Das sieht doch schon mal gut aus! Als wir dann nach dem Passieren der Passkontrolle an der Gepäckausgabe auf unsere beiden anderen Gepäckstücke warten, müssen wir enttäuscht feststellen, dass Mirkos Rucksack plus Radtaschen den Zielflughafen wohl nicht erreicht haben. So lernen wir am Baggage-Claim-Schalter die Service-Oase Australien kennen, wenngleich wir darauf gern verzichtet hätten. Nur wenige Minuten später halten wir einen Zettel mit einer Bearbeitungsnummer und einer Service-Telefonnummer in den Händen mit dem Hinweis, in der Regel dauere es maximal 24h bis das Gepäck an die gewünschte Adresse geliefert wird. Doch nicht so bei uns…

Von den australischen Zollformalitäten hatten wir die wildesten Geschichten gehört und daher Stunden darauf verwendet alles picobello bis auf das kleinste Staubkörnchen zu reinigen. Doch dafür scheint sich hier niemand zu interessieren. Die Zollkontrolle verläuft etwa so: Haben Sie frische Speisen dabei? – Nein. – Sind das Mountainbikes? – Nein. – Befindet sich Erde daran? – Nein, wir haben sie gereinigt. – Dann folgen Sie bitte den grünen Pfeilen nach draußen. – Vielen Dank!

Da sich das Werkzeug zum Zusammensetzen der Räder im vermissten Gepäck befindet, dürfen wir die Räder am Flughafen einstellen, sie werden dann selbstverständlich gern mit den fehlenden Taschen geliefert. Unser ursprünglicher Plan per Fahrrad durch Melbourne zu gondeln, fällt damit ins Wasser und wir greifen bepackt wie die Esel auf den ÖPNV zurück. Der SKY-Bus bringt uns für schlappe 19A$ pro Person ins Stadtzentrum, der Metro-Zug nach Belgrave, eine Vorstadt im Osten Melbournes… eigentlich. Am Bahnsteig stehend lauschen wir der Durchsage, dass die Züge nach Belgrave bis auf Weiteres nicht fahren, da es einen Unfall auf der Strecke gegeben habe… Irgend jemand scheint hier verhindern zu wollen, dass wir ausgiebig in und durch Australien reisen können!!! Wieso denn bloß?!? Nach einer gefühlt endlosen Reisezeit kommen wir völlig erledigt im Zuhause von Rod und Jason an, wo wir herzlich von Jason und den beiden Hunden Teddy und Blossom in Empfang genommen werden.

In Belgrave verleben wir eine Woche Urlaub mit Familienanschluss und fühlen uns wahrlich wie im Schlaraffenland. Die beiden Jungs verwöhnen uns mit australischem Barbecue, deutschen Spezialitäten wie eine köstliche Brotzeit mit Fleischsalat und sauren Gurken oder selbst gemachten Spätzle und Rotkohl mit Geschnetzeltem oder Omelett japanischer Art. Außerdem zeigen uns Rod und Jason Melbourne von seinem höchsten Punkt, dem Mount Dandenong (633m) bis Williamstown auf Meeresnivau. Wir beide nutzen die Zeit außerdem für eine Sightseeing-Tour durch das Zentrum Melbournes mit seinem bunten Gemisch aus verschiedenen Architektur-Epochen und den divers gestalteten Laneways, kleinen Gassen mit Graffiti, Designerlädchen oder Cafés und Restaurants.

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Sightseeing in Melbourne

Täglicher Programmpunkt für uns alle ist ein Anruf bei QUANTAS, doch das Gepäck bleibt auch nach Tagen verschollen. … Ich kann förmlich spüren wie wir alle vier die Luft anhalten, bis Jason sich als Erster fasst und den jungen Mann am anderen Ende der Leitung fragt: „Hast Du eben gesagt, das Gepäck befindet sich in Auckland?!?“. Als wäre das nichts Besonderes bestätigt uns unser Gesprächspartner diese Information nochmals und erklärt dann ganz sachlich, dass die Taschen mit dem nächstmöglichen Flug nach Melbourne geliefert werden. Endlich – nach fünf Tagen unruhigen Wartens und vielfältiger Überlegungen wie wir den Verlust sowohl zeitlich als auch finanziell (vorerst) kompensieren könnten – ist auch unser Gepäck vollständig angekommen. Juhuuuu!!!

Den nächsten Vormittag verbringen wir mit dem Zusammenbau der Fahrräder, die wir gleich am Nachmittag noch satteln, denn es kribbelt in den Beinen. Wir nehmen also vorübergehend Abschied von Rod und Jason und steigen in die Pedalen. Nach fast zwei Wochen Enthaltsamkeit wieder im Sattel zu sitzen, fühlt sich sehr ungewohnt an. Da wir den Großteil der Strecke zwischen Belgrave und dem Fährhafen jedoch auf gut ausgebauten Radwegen zurück legen, können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: links fahren und RAD fahren üben. 😉

429km quer durch die Bass Strait bringt uns die „Spirit of Tasmania“ während der Nacht von Melbourne nach Devonport auf Tasmanien. „Tassie“, wie die Einheimischen die 64.519 km² große Insel auch bezeichnen, wurde nach dem niederländischen Seefahrer Abel Tasman benannt und besteht zu 37 % aus Nationalparks. Als der junge Mann am Fähranleger in Devonport sinngemäß äußert, wir hätten da so Einiges an Bergen vor uns, denke ich noch so bei mir: `Wenn Du wüsstest, welche Höhen wir schon beradelt haben.`… Doch er soll Recht behalten, wir befinden uns auf ausgesprochen hügeligem Terrain und verzeichnen bereits am zweiten Tag knapp 1.300 Höhenmeter. Bezüglich des Steigungsgrades kann es Tasmanien durchaus mit einigen zentral- und südamerikanischen Ländern aufnehmen. Nach vielen Wochen in der eintönigen Flachheit der argentinischen und chilenischen Pampa kommen wir entsprechend ins Schwitzen. Hinzu kommt die Umstellung auf Linksverkehr, die unsere Herzen mitunter höher schlagen lässt: Noch nach Tagen schweift der Blick nach links unten ins Leere… Haha, der Rückspiegel sitzt ja jetzt auf der rechten Lenkerseite! Und hin und wieder müssen wir uns gegenseitig mit der scharfen Ansage „LINKS!!!“ auf die angemessene Fahrbahnseite zurück bringen. Zum Glück herrscht hier recht übersichtlicher Verkehr und unsere Manöver bleiben risikoarm. Dennoch braucht es seine Zeit bis wir uns im Radalltag wieder eingefunden haben.

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Fährüberfahrt

Für die Umrundung Tasmaniens nutzen wir größtenteils den Giro Tasmania , der die sehenswerten Routen Great Western Tiers, West Coast Wilderness Way, Highland & Derwent Valley, Great Eastern Drive und North East Trail miteinander verknüpft. In den ersten Tagen auf Tasmanien lernen wir bereits einen Teil der wundersamen Tierwelt Australiens kennen. Gleich am ersten Abend, wir haben unser Camp am Ufer des Wilmot River aufgeschlagen und hängen gerade unsere Vorratstaschen in den Baum, „besucht“ uns ein Opossum am Zelt bzw. macht es sich im Baum über uns gemütlich. Am nächsten Abend hört Mirko während des Essens Geräusche als würde Etwas in unregelmäßigen Abständen vom Baum fallen. Dieses Etwas entpuppt sich als hüpfendes Wallaby . 😀 Die Kehrseite: Unmengen dieser bewegunsgfreudigen, nachtaktiven Tiere einschließlich Wombats sehen wir traurigerweise täglich auf und neben der Straße in unterschiedlichen Verwesungsstadien. Traurig finde ich auch, dass Du Dir ebenfalls am Straßenrand einen Überblick über das alkoholfreie und alkoholreiche Getränkeangebot sowie die lokalen Fast-Food-Ketten verschaffen kannst.

Herbst – die Tage sind inzwischen recht kurz, da wir uns hier auf der Südhalbkugel dem Winter nähern. Zwischen sechs und halb sieben am Morgen geht die Sonne auf, etwa zur gleichen Zeit am Abend wird es auch schon wieder dunkel, was für uns zeitlich recht überschaubare Radtage zur Folge und Auswirkungen auf unseren gesamten Rhythmus hat. So liegen wir abends um acht meist schon im Zelt und gleiten allmählich hinüber ins Traumland, aus dem uns der Wecker nach neun bis zehn Stunden Schlaf unbarmherzig zurück holt. 🙂

Weite Teile des tasmanischen Westens gehören zum UNESCO- Weltnaturerbe . Wir durchqueren Minenstädte wie Tullah, Rosebery oder Zeehan, die seit Jahrzehnten mit dem Abbau von Bodenschätzen im Geschäft sind, dessen Höhen und Tiefen sich in der Geschichte der Orte spiegeln. Darüber hinaus sind viele, viele dieser Minenstädte nach nur wenigen Jahren ihrer Existenz wieder verschwunden, im Dickicht des Regenwaldes verschollen. Rund um Queenstown hingegen sehen wir eine surreale Mondlandschaft als Folge früherer umweltschädlicher Minenarbeit, die ganz allmählich aufblühendem Grün weicht. „99 Bends“ wurden uns bereits in Zeehan für die Ausfahrt aus Queenstown hinaus und hinauf prophezeit.Wir zählen die Kurven nicht, doch weit von 99 entfernt kann ihre Gesamtzahl nicht sein, die wir hier zu bewältigen haben.

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99 Bends

In Bezug auf das Wetter haben wir trotz der Jahreszeit Riesenglück (wie uns Einheimische mehrfach versichern) – auf die kalten, klaren Nächte folgen meist wunderbar sonnige Tage. Die Natur erstrahlt im saftigen Grün des dichten Regenwaldes und daneben in allen Nuancen von Gelb, Orange und Rot. Eine bemerkenswerte Ausnahme zu diesem wunderbaren Altweibersommer bietet der Ostersonntag: Wir starten bereits bei Nieselregen in den Tag, während des Vormittags tröpfelt es hin und wieder leicht, zwei oder auch drei Regengüsse am Nachmittag sitzen wir bei einer heißen Schokolade und Keksen in Zeehan – benannt nach einem der Schiffe Abel Tasmans – aus, bevor es nach nur wenigen Kilometern wie aus Kübeln schüttet. Durch meine Regensachen hindurch spüre ich die riesigen Tropfen bis auf die Knochen.

Die an der Westküste Tasmaniens gelegenen, strahlend weißen Henty Dunes dürfen wir am Ostermontag wieder in schönstem spätsommerlichen Sonnenschein genießen. Bei unserer kurzen Dünenwanderung erspähen wir die Abdrücke von Wallaby-Mama und -Baby.

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Die Henty Dunes an Tasmaniens Westküste

In Strahan angekommen, nutzen wir den Nachmittag für eine kleine Stadtbesichtigung dieses an einem natürlichen Hafen gelegenen Ortes. Die vorgelagerte Insel Sarah Island wurde vor fast 200 Jahren als Gefängnisinsel für die schlimmsten Verbrecher der britischen Kolonie genutzt, die rund um den Macquarie Harbour Holzfällarbeiten für den Schiff- und Möbelbau durchführen mussten.

Auf dem Weg durch die üppige Natur des Franklin-Gordon Wild Rivers National Park treffen wir auf den 70jährigen, in der Nähe von Freiburg lebenden Italiener Armando, der zum 7. Mal die Welt umradelt und mehr als 1,2 Millionen Kilometer (!!!) auf dem Tacho hat. Da ziehen wir den Hut, denn diese Zahl ist selbst für uns unvorstellbar! Da wir in entgegengesetzte Richtungen unterwegs sind und es bereits dämmert, bleibt nur Zeit für einen kurzen Schwatz.

Australiens zweitälteste Stadt und Hauptstadt des Bundesstaates Tasmanien, Hobart, beehren wir mit einem zweitägigem Aufenthalt.Wir übernachten im Vorort Glenorchy auf einem verlassenen Campingplatz auf einer kleinen Landzunge im Derwent River, Treasury Island genannt. Wie passend! 🙂 Wir erkunden Hobarts Innenstadt zu Fuß, um Hafen, Rathaus, Parlament, den früheren Friedhof St. David´s Park, den kolonialen Stadtteil Battery Point sowie Salamanca Place mit seinen Handelshäusern aus Sandstein in aller sonntäglicher Ruhe genießen zu können. Kultureller Höhepunkt unseres Aufenthaltes ist ein Besuch des im ältesten Gebäude der Stadt (1808) beherbergten Tasmanian Museum & Art Gallery, ein bunter und interaktiver Mix aus Geschichte der Aboriginies, kolonialer Besiedlung, Flora und Fauna Tasmaniens, Kunstausstellungen sowie einer Antarktis-Expeditions-Abteilung. Den zweiten Tag verbringen wir zwangsweise im und vor dem Zelt – Mirkos Magen hat einmal mehr Revolte angemeldet und ich vertreibe mir den Tag mit Shoppen und Schmökern. 😀

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Hobart

Nachdem direkt vor unserer Nase ein Wallaby am Straßenrand entlang gehüpft kommt und wir das historische Städtchen Richmond mit der ältesten Brücke Tasmaniens passiert haben, pedalieren wir Richtung Ostküste, die wir an der Mündung des Posser River in Orford erreichen. Für drei Tage fahren wir entlang des Great Eastern Drive am Tasmanischen Meer. Ich genieße die Sonnenstrahlen, das Meeresrauschen und bin begeistert von den in warmen Tönen herbstlich schimmernden Weinbergen der Region. Wie der Farbkasten eine Kindergartenkindes, denke ich.

Wir treffen auf Aaron aus Singapur, der für zwei Wochen mit seinem Faltrad durch Tasmanien tourt. Wir verbringen den Abend gemeinsam im Bicheno East Coast Holiday Park, bevor er uns am nächsten Morgen mit seinem leichten Gepäck davon saust.

„A journey is measured best in friends rather than in miles.“ – Tim Cahill

27. April 2017: Wir erhalten endlich Nachricht vom Departement of Immigration and Border Protection – leider unerfreulich: Unsere Visa-Anträge sind abgelehnt. Begründung: Zwei Bedingungen für ein Visitor-Visum (600) sind, dass sich Antragsteller*in sowohl bei Antragstellung als auch bei Bewilligung des Antrages außerhalb Australiens aufhält. Zweiteres ist in unserem Fall seit drei Wochen nicht mehr gegeben. Für uns bedeutet das, unsere bisherigen Reisepläne für Australien in unseren Köpfen hin und her und wieder zurück zu bewegen – wozu auf dem Fahrrad ja glücklicherweise ausreichend Zeit gegeben ist. Wie gesagt: Irgend jemand scheint hier verhindern zu wollen, dass wir ausgiebig in und durch Australien reisen können!

Als Ausgleich funktioniert Wildcamping in Tasmanien hervorragend, denn die australischen Menschen scheinen das Reisen durch ihr Land selbst ausgesprochen zu mögen. Wir finden in der Regel täglich ein Plätzchen für unser Zelt – an Seen (Lake Burbury, Lake King William), auf der Grünfläche hinter kleinen Hotels oder Restaurants, in Parks kleinerer Orte, an ausgewählten Strandabschnitten, an Sportplätzen mitten im Stadtzentrum oder auf Rastplätzen neben dem Highway. In der Regel befinden wir uns hier in Gesellschaft diverser Motorhomes, Zelte und Campervans. Darüber hinaus verfügt nahezu jeder nach so kleine Ort über öffentliche Toiletten und ein Picnic Area zum Verweilen. Wir finden das großartig!

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Campingplätze Tasmaniens

Herbst: Die Radtage sind sonnig, dennoch bleibt die Luft kühl. Hauchdünne, feine Spinnenfäden weben sich während der Fahrt wie von Zauberhand um die Fahrräder. Die Wiesen sind von der Sommersonne so ausgeblichen, dass die zu beiden Seiten der Straße weidenden Schafe im Braun der Umgebung meist erst dann zu erkennen sind, wenn sie ob unserer Annäherung ins große Laufen kommen. 😀

An einem Sonntag sind wir unterwegs auf der A1, dem Highway zwischen den beiden größten tasmanischen Städten, Hobart und Launceston. Während wir am Straßenrand sitzend unsere kalten Spaghetti mit Tomatensoße und Käse vom Vorabend verdrücken, tobt uns um herum der Verkehr. Und wir fragen uns, weshalb die Australier*innen diesen eher unfreundlichen, wolkenverhangenen Sonntag nicht gemütlich auf ihrer Couch verbringen. Also wenn wir ein Sofa und eine Kuscheldecke dabei hätten…

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Herbst in Tasmanien

Mirkos Geburtstag wartet mit einer – für ihn ungewohnten – herbstlichen Erfahrung auf. Wie der Wetterbericht vorhergesagt hatte, nieselt es fast den ganzen Tag. So passt es ganz gut, dass wir für heute nur einen kurzen Radtag – 20km von Westbury nach Deloraine – vorgesehen haben. Um den 42. Geburtstag meines Reisegefährten angemessen zu zelebrieren (und in Ermangelung einer Pizzeria), werde ich am Abend in das Restaurant des Empire Boutique Hotel eingeladen. Ihr dürft raten, was wir schmausen… Richtig, wir vergnügen uns an einem reichhaltigen Buffet. Und wie der Zufall so spielt, befand sich vor etwa hundert Jahren in diesem Gebäude eine Fahrradfabrik: „Tasmania was a paradise for a touring cyclist with excellent cycling roads and a variety of scenery.“ – Ich finde diese Worte nach wie vor äußerst treffend!!!

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Das Empire Hotel

Nach den letzten Kilometern auf tasmanischem Boden überqueren wir in der Nacht vom 02. zum 03. Mai 2017 erneut die Bass Strait auf der „Spirit of Tasmania“, um unseren Freunden Jason und Rod nochmals einen Besuch abzustatten. Wir werden die Pausentage auch nutzen, endgültig über unsere weitere Reise auf dem fünften Kontinent zu entscheiden. Ihr werdet also demnächst lesen können, wohin es uns gezogen hat – in das unwirtliche Outback oder entlang der bevölkerungsreichen Boomerang-Küste.

 

Gesamtstrecke: 37.410 km

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7 Gedanken zu „Punta Arenas, Chile – Melbourne, Australien“

  1. Hallo ihr Weltenradler. Wieder einmal habt Ihr uns mit einen interessanten Bericht und tollen Bildern erfreut. Vielen Dank dafür. Wir haben dadurch wieder ein Stück von der Welt erfahren ,von der uns nicht viel bekannt war. Nun wünschen wir Euch für Eure Tour durch Australien gute Fahrt und viele interessante Begegnungen mit den „Aussies“. Machts gut und viel Spass .Bis bald. Es umarmen Euch die Ellies aus L.-O.

  2. moin ihr beiden,
    gut zu wissen das ihr trotz des visa-ärgers gut bei den aussies angekommen seid! tasmanien sieht auch schon wieder krass aus. habt ihr eigentlich ein bissl pferde-kacke gekauft? gibts eigentlich noch eine hoffnungsschimmer doch noch das erholffte visa zu erhalten oder müsst ihr eure pläne nun definitiv anpassen? na wie auch immer, vg, alles gute euch beiden weiterhin und bis hoffentlich bald, der officer

    1. Die Pferdekacke war uns dann doch zu schwer und Pony Kacke zu billig. Im Pläne anpassen sind wir mittlerweile ziemlich gut, nur mit Entscheiden klemmts manchmal noch 😉

  3. Hallo Ihr zwei lieben Weltenbummler, mit voller Spannung und großer Freude warte ich immer auf Eure nächsten Reiseberichte und auf Eure traumhaften Bilder, welche das i-Tüpfelchen dazu sind. Dafür möchte ich ganz lieb danke sagen!
    Für Eure weiteren Touren durch Australien wünsche ich Euch ganz viel Glück, immer besondere Erlebnisse, spannende Abenteuer und weiterhin gute Fahrt!!!
    Vlg. bis bald Bärbel aus L.-O.

  4. Mirko, nimm einfach den Tag an dem du entscheiden darfst und schon ist es gaaanz einfach mit der Entscheidung. 🙂
    Gab es die neue Regenjacke im tollem orange im Bauarbeiter Outlet? 😀
    Wenigstens sollte man dich jetzt nicht übersehen und ich hoffe die Gefängniskleidung in Australien sieht nicht auch orange aus.

  5. Liebe Weltreisende,
    einfach mal so zwischendurch eure Berichte zu lesen verkrafte ich wahrscheinlich auch aufgrund meines gestiegenen Alters nicht mehr so leicht. Aus reiner Selbstsorge nehme ich mir dann die Zeit dafür wenn ausreichend Ruhe zum verarbeiten der vielen neuen Informationen in meinem Lebensalltag eingebaut ist. Schließlich ist es ja nicht irgendein Blog dem ich hier folgen darf. Ich kenne euch ja ganz in echt.
    Danke für so viele schöne Perspektiven auf das Leben, für die vielen schönen Bilder und euren wunderbaren Humor im Umgang mit den paar Stolpersteinen die euch scheinbar nicht aus dem Sattel werfen können.
    Lieber Mirko, dir möchte ich auf diesem Weg noch Alles Gute zum Geburtstag wünschen und für die verbleibenden 350 Tage (ich hoffe richtig gerechnet zu haben? ??) wünsche ich dir vor allem Gesundheit um die kommenden Abenteuer weiter zu genießen.
    Ich sende euch beiden ganz dolle liebe Grüße aus der Heimat und an Ina eine zusätzliche dicke Umarmung von mir
    die Daniela

  6. Hey guys,

    schön zu hören, dass ihr weiter unterwegs seid und euch die Stimmung von ein paar Unannehmlichkeiten nicht vermiesen lasst :-).

    Wir befinden uns jetzt in den letzten neuseeländischen Zügen und fallen morgen in Auckland ein, wo uns noch 6 Nächte verbleiben, bis es heißt: „Hello Germany!“

    Seid bestens gegrüßt und genießt wo und was ihr könnt!

    Die Muttons:-)

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