Das Ende einer Reise
Von Krakau aus begeben wir uns auf die allerletzte Etappe unserer Reise um den Globus. Leicht geht es über Radwege und Dämme entlang der Weichsel nach Auschwitz, um ein dunkles Kapitel europäischer Geschichte aufzuschlagen.
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Über unseren Besuch will ich mich an dieser Stelle gar nicht ausführlich auslassen, da sich meine Empfindungen während des Besuches sowieso nicht in Worte fassen lassen. Allerdings lässt uns eine Frage nicht los: Warum sahen all die Freunde, Kollegen, Nachbarn, Schüler, Lehrer, Angestellte und Vorgesetzte weg und ließen die steigende Diskriminierung zu, die schließlich im Völkermord gipfelte? Auf unserem Weg zurück nach Deutschland spüren wir mit Blick auf Politik und Medien, was damals geschah – Militarisierung, Ausgrenzung, Dämonisierung anderer Staaten und ausufernde Propaganda treiben beständig die Eskalation voran. Laut der Weltuntergangsuhr ist es mittlerweile 2 vor Mitternacht, so nah wie seit knapp 60 Jahren nicht mehr.
Gedenkstätte Auschwitz
Bewegt und mit Eindrücken beladen geht es für uns weiter durchs idyllische Polen, wo wir entlang der Weichsel auch viele Einheimische auf dem Fahrrad treffen. Radfahren scheint im Trend zu liegen, wahrscheinlich weil das Land hier auch flach wie eine Flunder ist.
Über flaches Land durch Polen
Das ist für uns auch der Grund, warum wir beim Mittagessen wieder mal unsere Pläne über Bord werfen und kurzentschlossen ins benachbarte bergige Tschechien abbiegen. Flach ist uns einfach zu langweilig! Der Weg führt oft parallel der tschechisch-polnischen Grenze durch die schönen Sudetengebirgszüge des Adler- und Riesengebirges.
Tschechien – unser letztes Reiseland von insgesamt 39
Tschechien zeigt sich dabei von seiner besten Seite. Toll ausgebaute Radwege, freundliche Mitmenschen, pittoreske Campingplätze und günstige Versorgunsmöglichkeiten erfreuen das Radlerherz. Außerdem werden wir vom einem herrlichen Spätsommer begleitet, der uns den Abschied vom Radlerleben anscheinend besonders schwer machen will. Besonders vermissen werden wir auch die kleinen Skurilitäten des Radleralltags. So geschieht es zum Beispiel, dass uns doch tatsächlich am Ende eines langen Tages in einem kleinen Nest das Wasser ausgeht und wir unsere Wasservorräte, auch für´s Campen, auffüllen müssen. Eine Quelle oder Wasserhahn sind weit und breit nicht in Sicht. Doch genau in dem Moment als Ina meint, wir müssten unbedingt unser Wasser auffüllen, erscheint neben uns ein Tanklaster, aus dessen Flüstertüte es auf tschechisch „Trinkwasser, frisches Trinkwasser“ tönt. Das nenne ich mal prompten Service!
Trinkwasser auf Zuruf
Auch schön sind die Willkommensworte bei einem ersten Kurzbesuch in Deutschland, die uns ein entnervt wirkendes Radpärchen, das wir kurz vorher überholt hatten, während des obligatorischen Fotoshootings schenkt: „Erscht bimmeln und dann im Weg rumstehn!!!“ 😀 Die beiden scheinen offensichtlich sächsischer Abstammung zu sein.
Ankunft in Deutschland
Doch bevor wir endgültig in Deutschland einreiten geht es nochmal zurück nach Tschechien und wir rauschen hinunter zur sehenswerten Stadt Decín. Dort überqueren wir die Elbe, die hier die Grenze zwischen Böhmischer Schweiz und Böhmischem Mittelgebirge kennzeichnet. Von der Elbe geht es diesmal hinauf ins Osterzgebirge nach Cinovec, wo wir uns mehr oder weniger per Zufall mit René und André treffen, die auch gerade in der „Gegend“ unterwegs sind. So verbringen wir unsere letzte Nacht im Ausland mit guten Freunden und Geschichten aus Heimat und der Welt. Prost!
Wiedersehensfreude in Zinnwald
Am 13. September 2018 überqueren wir schlussendlich die Grenze nach Deutschland. You´ve got us back, Germany! Obwohl die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden groß ist, gönnen wir uns noch zwei Ruhetage im Ferienpark Seiffen, um zu verschnaufen und Kräfte für den bevorstehenden Sturm zu sammeln. Bei spätsommerlicher Sonne rollen wir auf unsere vorletzten Etappe das schöne Flöhatal hinunter bis kurz vor die Tore unserer Heimat. Eine letzte Nacht verbingen wir wild campend in der Nähe des Naturbades Niederwiesa mit Blick auf Chemnitz, dann sind wir endgültig zurück.
Wie uns die ersten Wochen nach der Rückkehr geschmeckt haben, wird Euch Ina in den kommenden Tagen verraten.
Die uns oft gestellte Frage – was nun? – hat uns natürlich in den letzten Wochen immer wieder begleitet und wir haben auf dem Fahrrad viel darüber nachgedacht, wie unser Leben wohl aussehen wird. Womit werden wir unseren Lebensunterhalt bestreiten? Wo werden wir wohnen? Über diese Fragen sinnierend wurde mir bewusst, dass dies nicht die entscheidenden Fragen waren. Die Frage ist, wie können wir uns dieses erfahrungsreiche, spannende und abwechslungsreiche Leben erhalten? WIE wollen wir leben? Um diese Fragen zu beantworten musste ich mir klar werden, welche Erfahrungen ich gemacht hatte und was ich daraus in den nächsten Lebensabschnitt mitnehmen kann. Nun ist ziemlich offensichtlich, welche Erfahrung ich am häufigsten gemacht habe: Ich bin Fahrrad gefahren durch Wüsten, Dschungel, Berge und Täler begleitet von Regen, Hitze, Kälte oder Gegenwind.
Dabei wurde mir deutlich, was ich daran so schätze: Das Radfahren wurde für mich zum Sinnbild der Versöhnung von Mensch und Natur. Das Versprechen einer humanen Technik, die sich nicht über den Menschen stellt sondern symbiotisch zu seiner Natur. Es ist die Abkehr der anbeterischen Verschreibung an die Technik im Zeitalter der Mobilität, die uns verspricht, wir könnten Bewegung haben ohne uns zu bewegen, Freude ohne Leid, Arbeit ohne Mühe, Ferne ohne Fremde, ein Denken, das an die Möglichkeit glaubt, die eine Seite der Gleichung haben zu können ohne die Andere, ein Stück ohne sein Gegenstück.
Doch so wollen wir nicht leben. Wir wollen ein Leben mit dem, was in Vergessenheit zu geraten droht, ein Leben mit dem Gefühl für das, was es heißt Mensch zu sein: dass es Freude nur vor dem Hintergrund von Scheitern gibt, dass wir uns abmühen müssen für Veränderung und dass wir strampeln müssen, um uns zu bewegen.
In diesem Sinne bis hoffentlich bald Eure Radieschen Ina und Mirko.
Gesamstrecke: 59.696km
Hello Ina and Merko, my name is George and my wife’s Julie. We met at a campground in Cann River, Victoria Australia. You were trying to dry out after riding for a couple of days through rain.
I have followed your journey from there and have enjoyed it immensely.
We recently enjoyed 8 weeks travelling through Eastern Europe, beginning in Moscow, through the Baltic States to Dubrovnic thence Italy and England however, we did not see as much as you experienced