San Diego, USA – La Paz, Mexiko

Baja California – Niederkalifornien

Nur wenige Kilometer sind es vom US-amerikanischen San Diego bis zur Grenzstadt Tijuana im Süden und wir steuern mit gemischten Gefühlen auf die gut bewachte und hoch frequentierte Grenze zu. Einerseits sind wir voller Vorfreude auf Mexiko, andererseits auch skeptisch bezüglich unseres Grenzübertritts und der berühmt-berüchtigten Stadt, die wir schnellstmöglich bei Tageslicht durchqueren wollen.

Doch der Grenzübergang verläuft unaufregend und „ganz normal“. Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt und ein paar Dollar (ganz legal) später sind wir auch schon in Mexiko. Ein irrwitziger Anblick bietet sich allerdings, als wir aus der Einreisehalle treten: Wie ein zäher Brei wälzen sich tausende Autos durch den mehrspurigen Kontrollpunkt Richtung USA. Kein Wunder, bei fast 40 Millionen Grenzübertritten pro Jahr allein an diesem Grenzübergang. Irre!

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Grenzübergang San Ysidro

Doch wir verweilen nicht lange, da wir die Stadt schnellstmöglich verlassen und unser bereits gebuchtes Motel in Rosarito erreichen wollen. Wir halten uns auf Empfehlung an die entlang der Grenze verlaufende und später zur Küste führende Hauptstrasse. Doch im Gewimmel der Stadt stellt sich das als schlechte Idee heraus. Aufgrund des fehlenden Standstreifens donnern die Autos und Trucks im Sekundentakt extrem dicht an uns vorbei. Selbst für unsere gestählten Nerven ist das zuviel. Nichts wie runter von der Strasse heisst es bei der nächsten Möglichkeit, doch weit und breit ist keine Ausfahrt in Sicht. Also geht es quer über die Strasse auf den gegenüber liegenden Trampelpfad und die dahinterliegende Nebenstrasse. Nach einem orientierenden Rundblick verspüren wir den Drang schnellstmöglich weiter zu radeln – hier möchten wir uns lieber nicht so lange aufhalten. Gerade als wir in die Pedale treten wollen, werden wir von einem freundlichen Mexikaner angesprochen, der auch gleich eine gute Wegbeschreibung „raus aus der Stadt“ für uns bereit hält. Die Gegend scheint doch nicht so schlimm zu sein :-).

Auf diesem Weg begegnen wir Noah, einem gerade mal 19 Jahre alten Burschen, unterwegs von Portland nach Chile mit dem Fahrrad. Hut ab! Bis nach Rosarito, vorbei an der manchmal abfällig „Tortilla Wall“ genannten Grenzmauer, begleitet uns Noah, den wir schon bald wieder sehen sollen.

Unser Weg nach Ensenada führt durch trockenes Land und ein paar braune Hügel, die zwischen den vielen kleineren und größeren verstaubten Ortschaften liegen. In Ensenada kommt etwas „Urlaubsfeeling“ auf, als wir vorbei an einem riesigen Kreuzfahrtschiff die palmenbesetzte Strandpromenade entlang radeln. Am fast leeren örtlichen Campingplatz treffen wir wieder auf Noah und nach einem gemeinsamen Abendessen und Frühstück, radeln wir von nun an in trauter Dreisamkeit durch die Gegend. Diese ist ab Ensenada wesentlicher dünner besiedelt und wir tauchen langsam in die weite und pittoreske Wüstenlandschaft der Baja California ein. Dabei geht es ausschließlich auf der einzig durchgehenden Asphaltstrasse – Mex 1 – der 1500km langen Halbinsel entlang, welche sich mal an der Küste und mal durch das Hinterland gen Süden schlängelt.

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Ab in die Wüste.

Nach 3 Tagen erreichen wir El Rosario, an der Pazifikküste gelegen, und müssen uns leider von Noah verabschieden, da sich Ina mit Magenbeschwerden quält und wir einen halben Tag rasten, während der junge Kanadier allein weiter zieht.

Doch schon am nächsten Tag geht es Ina wieder besser und wir können uns mit frischen Kräften gegen den stürmisch kühlen Wind stemmen. Nur langsam kommen wir voran und das gibt uns die Möglichkeit, die beeindruckende Umgebung des Valle de los Ciros mit seinen kakteenüberzogenen, felsigen Hügeln zu bestaunen. Wie durch einen riesigen Steingarten mit gigantischen, in den Himmel ragenden „Kerzen“ windet sich die Strasse vor uns durch die Landschaft und verliert sich irgendwo in weiter Ferne. Nur sehr selten wird die überwältigende Szenerie von Ortschaften unterbrochen und wir können jede Nacht unser Lager zwischen den schwarzen Schatten der Kakteen unterm Sternenzelt aufschlagen. So toll hatten wir uns die Baja nicht vorgestellt und wir fühlen eine starken Hauch wahrer Freiheit.

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Am 03. Dezember rollen wir bei Guerrero Negro in unseren zweiten Bundesstaat Mexikos ein und müssen gleich einen Tag Zwangspause einlegen, da diesmal ich mit Magenproblemen und Kopfschmerzen flach liege. Zum Glück haben wir für unseren Aufenthalt hier ein Motelzimmer genommen und ich kann mich in einem riesigen Bett auskurieren. Gut erholt ziehen wir also weiter nach Süden und während zu Hause die Weihnachtszeit näher rückt, wird es bei uns immer wärmer, auch wenn die Nächte in höheren Lagen manchmal kühl ausfallen. Wir gönnen uns am Nikolaustag in San Ignacio, einer kleinen idyllischen Oasenstadt, ein großes Eis im Schatten der im Jahre 1720 von Juan Bautista Loyando errichteten Mission und erfreuen uns am Anblick des Weihnachtsbaums drinnen. Wenigstens a bissl Weihnachtsstimmung :-/…

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Einen Tag später erreichen wir erstmalig die „Sea the Cortez“, auch Golf von Kalifornien genannt, und wenig später Santa Rosalia. Dort treffen wir wieder auf einige verrückte Reisende. So zum Beispiel Daggi und Manni aus Karlsruhe (www.world-explorer.de ), die mit Ihrem Toyota Hilux ebenfalls rund um die Welt wollen. Oder Sarah und Berno aus Frankreich, die mit dem Rucksack trampend nach Südamerika unterwegs sind. Doch das sind lange nicht die einzigen Reisenden, die wir auf dem Weg über die Baya sehen. Nahezu jeden Tag treffen wir Radreisende, Pilger, Backpacker, Motorradfahrer, Reiter oder Camper. Und da es nur EINE Strasse nach Süden gibt, läuft man sich zwangsläufig über die doch so verschiedenen und spannenden Wege. Verrückte, bunte Welt.

Nach vielen Tagen in der freien Natur und weil es was zu feiern gibt, genießen wir ein paar freie Tage in der historischen Hauptstadt Südkaliforniens, Loreto. Der Ortskern mit der Missionskirche wurde schön restauriert und vermittelt ein authentisches Gefühl der spanischen Kolonialzeit während unserer zahlreichen Spaziergänge durch den Ort. Ein geisterhaft wildes Treiben beginnt mit dem Tag, als ein Kreuzfahrtschiff in der Bucht ankert. Plötzlich sind die vorher ruhigen Strassen voller Menschen und überall werden Souvenirs an kleinen Ständen und in frisch gekehrten Läden dargeboten. Vier betagte Caballeros mit Gitarre und Sombrero geben die akustische Untermalung für´s Shopping-Erlebnis der Kreuzfahrt-Teilnehmer.

Für uns ist es schön, dem Radlertrott für ein paar Tage zu entkommen, Inas Jubiläum mit Schokokuchen und Abendbuffet zu zelebrieren und dabei neue Kontakte zu knüpfen. Denn am Buffet lernen wir den gebürtigen Deutschen Jörg kennen, der uns überraschend sein leer stehendes Strandhaus in La Paz als Übernachtungsplatz anbietet. Das ist doch mal ein Geburtstaggeschenk! Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!

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Loreto

Zurück auf unseren Rädern strampeln wir entlang der beeindruckenden vulkanischen Berge der Sierra de la Giganta bis nach Ligüí, von wo es dann erst einmal bergauf geht. Mit viel Rückenwind rollen wir drei Tage bis nach La Paz. Tage, die von Naturerlebnis und Nächten unter dem Himmelszelt geprägt sind.

In La Paz treffen wir auch wieder unseren ehemaligen Begleiter Noah, den ich in Loreto schon kurz getroffen hatte und der wie wir auf der Suche nach einer Überfahrt auf das Festland ist. Die gestaltet sich allerdings gar nicht so einfach. Die Fähre ist bis Ende des Jahres ausgebucht und im Hafen hängen alle Segler wegen zu starkem Wind fest. Außerdem wollen viele von ihnen auch die Feiertage in der vergleichsweisen großen Stadt verbringen.

So werden wohl auch wir die Feiertage in La Paz verbringen. Und weil wir wirklich richtige Glückspilze sind, sitzen wir hier unter Palmen am Pool in Jörgs wundervollem, mit allen Annehmlichkeiten ausgestattetem Strandhaus und genießen die Zeit. Ab und zu schauen wir mal im Hafen vorbei und versuchen unser Glück im Hafenfunk auf der Suche nach einem Segelabenteuer Richtung Festland.

Wenn Ihr Lust habt, schreibt uns doch wie Ihr so die Feiertage verbringt! So können wir in Gedanken bei Euch sein, denn mal ganz ehrlich: So gut es uns auch geht, Weihnachten ist zu Hause doch am Schönsten…

Liebe Grüße

Ina und Mirko

 

Gesamtstrecke: 14.385km

Gesamtanstieg: 74.794m

Bilder gibt es wie immer hier .

7 Gedanken zu „San Diego, USA – La Paz, Mexiko“

  1. Merry Christmas you two. So glad to read of your arrival and
    stay at a nice beach house, and, if you have to stay for two weeks waiting for the ferry, that is a fine thing to spend
    Christmas where you are. :):):)

    Mexican people are very nice and helpful, and I hoped you
    would meet more cyclists on your route. Very glad for that.
    Take care and thanks for postings to read.

  2. Hallo ihr beiden,

    ich wüsche euch ein frohes Weihnachtsfest und kommt gut in das neue Jahr.
    Ich werde mit Begleitung jeweils ein paar Tage bei den jeweiligen Eltern verweilen um dann Silvester am Arber ein bisschen zu wandern. Denn hier ist es zwar Winter, aber mit 15Grad doch eher frühlingshaft. Somit ist an Skifahren nicht zu denken.
    Eich ein gute Zeit, auf das ihr bald ein sicheres Boot findet.
    LG
    Antonio

  3. Hallo Ihr zwei!
    Wir sind sehr froh dass ihr die Baja gut überstanden habt und dass es euch dort so gut gefällt. Toll dass ihr die Feiertage in La Paz so schön verbringen könntet! Es hätte wirklich viel schlimmer kommen können! Wir werden winken wenn wir heute Abend nach Cancun fliegen. Mit dem Tempo was ihr habt dachten wir fast dass wir uns dort sehen würden…..
    Genieß die Zeit in La Paz und viel Spaß und glück bei der Überquerung! Übrigens vielen Dank für das Bild! Frohe Weihnachten und Ina nachträglich alles Gute zum Geburtstag!

    Liebe Grüße, Bill und Marion Auch Hans und Odin!

  4. Liebe Weltumradler,
    ganz liebe Grüße aus der Heimat. Wir wünschen euch ein schönes Weihnachtsfest, schöne Feiertage. Diesmal ist es halt bissl anders. Ihr werdet uns auch fehlen am 1. Feiertag. Nun ja, dann genießt das Weihnachtsfest mal in der Ferne.
    Rutscht auch gut ins neue Jahr!
    Bleibt gesund und passt gut auf euch auf!
    Rita und Peter

  5. Hallo ihr beiden,
    wir wünschen Euch frohe besinnliche Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und vor allem bleibt gesund. Viel Spaß noch beim radeln rund um die Welt
    Seid lieb gegrüßt
    Christel und Bernd

  6. Fröhliche Weinachten wünschen die 3 helden!! Wir haben Frühlingstemperaturen ,aber leider keinen Pool.Entschuldigt unsere Schreibfaulheit .Aber wir beobachten euch trozdem ganz genau. Bleibt gesund und paßt schön auf das euch nix passiert (um mit Oma`s Worten zu sprechen) Wie auch immer das gehen soll?!

  7. Friedliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, was sicherlich beginnen wird wie das alte aufhört > radeln ! Wir liegen nach Roster, Ente uvm. wahrscheinlich auch mit Magenbeschwerden auf dem Sofa 😉 . Wir sind froh das Marian mal zu Hause ist und genießen die Freizeit, werden „Mensch ärger dich nicht“ und Monopoli spielen, die Omas bewirten und Spaziergänge machen. Ansonsten sehen wir uns eure Fotos an und hoffen das es Euch beiden weiterhin gut geht. Also in diesem Sinne bleibt gesund und rutscht gut rein.
    Liebe Grüsse aus Hh > Catl

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